Muslimische Seelsorge im Kanton Zürich: Ein Vorzeigeprojekt für interreligiöse Zusammenarbeit

Seit 2017engagieren sich muslimische Seelsorgende in den Gesundheitsinstitutionen des Kantons Zürich. Was als freiwilliger Einsatz begann, hat sich zu einem festen, professionellen Angebot entwickelt, das heute einen wichtigen Bestandteil der Spitalseelsorge darstellt.

Vom freiwilligen Einsatz zur professionellen Seelsorge

In den Anfangsjahren waren muslimische Seelsorgende auf Abruf tätig. Doch schon bald zeigte sich: Die Nachfrage nach einem konstanten Seelsorgeangebot war gross. Patientinnen und Patienten muslimischen Glaubens sowie deren Angehörige wünschten sich eine kontinuierliche Begleitung durch Fachpersonen, die ihre kulturellen und religiösen Bedürfnisse verstehen.

2023 starteten der Verein QuaMS (Qualitätssicherung der Muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen), der Kanton Zürich sowie drei führende Gesundheitsinstitutionen – das Universitätsspital Zürich, das Kantonsspital Winterthur und die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich – ein wegweisendes Pilotprojekt. Ziel: Die muslimische Seelsorge dauerhaft in die bestehenden Strukturen zu integrieren.

Ein diverses Team mit fester Präsenz

Sechs qualifizierte Seelsorgende wurden fest angestellt und sind seither an definierten Tagen direkt in den Institutionen präsent. Diese neue Struktur ermöglicht:

  • Proaktive Betreuung statt reiner Rufbereitschaft
  • Engere Zusammenarbeit mit der christlichen Seelsorge
  • Schnellere Erreichbarkeit für Patientinnen, Patienten und Angehörige
  • Tieferes Verständnis für klinische Abläufe und Krankheitsbilder

Evaluation bestätigt: Das Angebot schliesst eine wichtige Lücke

Eine unabhängige Evaluation durch das SZIG untersuchte den Nutzen und die Herausforderungen des Projekts. Das Fazit: Die feste muslimische Seelsorge deckt einen Bedarf, der durch andere Dienste – einschliesslich Seelsorge auf Abruf – nicht abgedeckt werden kann. Die Seelsorgenden bringen spezifische kulturelle und religiöse Kompetenzen ein und sind für die Betroffenen schnell und unkompliziert erreichbar. Dadurch verbessert sich die Qualität der Betreuung spürbar.

Die Evaluation empfiehlt nicht nur die dauerhafte Etablierung des Angebots, sondern auch eine Weiterentwicklung, beispielsweise durch vertiefte Kenntnisse zu psychiatrischen Krankheitsbildern und eine noch engere Verankerung in der Unternehmenskultur der Gesundheitsinstitutionen.

Finanzierung und Zukunft des Angebots

Das Pilotprojekt wurde durch die Direktion der Justiz und des Innern mit rund 707’000 Franken finanziert. Für 2025 hat der Regierungsrat eine Übergangsfinanzierung bewilligt. Eine langfristige Sicherung des Angebots wird derzeit geprüft.

Ein Modell für die Zukunft

Die muslimische Seelsorge im Kanton Zürich ist heute ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie interreligiöse Zusammenarbeit und institutionelle Integration gelingen können. Die Kooperation zwischen QuaMS, den Gesundheitsinstitutionen, den Landeskirchen und den kantonalen Behörden hat gezeigt, wie durchdachte Partnerschaften konkrete Verbesserungen für Patientinnen und Patienten bringen.

FIDS zieht Bilanz

Wir als FIDS begrüssen die Ergebnisse der Evaluation ausdrücklich und gratulieren der VIOZ und QuaMS zu diesem wegweisenden Erfolg. Sie haben nicht nur einen bedeutenden strukturellen Wandel gestaltet, sondern auch bewiesen, wie fortschrittlich und prozessorientiert Change-Prozesse verlaufen können. Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Gesundheitsinstitutionen, Landeskirchen und Behörden gemeinsam an einem Strang ziehen – und welch positiven Unterschied dies für die Betroffenen macht.

Das Video dazu kannst du hier anschauen.