Stellungnahmen des Schweizerischen Rates der Religionen und Iras Cotis
Iras Cotis: Nein zu antimuslimischen Rassismus
Reaktion auf Attacke in Bad Ragaz am Mittwoch, 20. März
In Bad Ragaz wurden ein Vater und sein Sohn mit einem Messer auf brutalste Weise attackiert. Der Grund war, dass sie aus dem Libanon stammen und Muslime sind. Kurz zuvor wurde in Zürich ein jüdischer Mann von einem muslimischen Jugendlichen mit einem Messer angegriffen, weil er jüdisch ist. Diese Bluttaten lassen einen sprachlos zurück, zutiefst bestürzt über das entstandene Leid und die Feindseligkeiten, die diese Menschen solche Taten begehen liessen. IRAS COTIS, die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz, ist zutiefst betroffen und drückt den Opfern und ihren Familien ihr Mitgefühl aus.
Es ist wichtig, dass wir uns als Menschen begegnen
Wir stellen fest, dass das Klima auch in der Schweiz zunehmend vergiftet wird und sich immer stärker Fronten zwischen Gruppen von Menschen bilden. Grosse Verletzungen, Ängste und gegenseitige Ablehnung lassen Mauern zwischen ihnen entstehen. Verstärkt wird die Abschottung durch einseitige Medienberichte, Stellungnahmen, die nur den einen, aber nicht den anderen ihre Anteilnahme aussprechen, aber auch durch den Rückzug in die eigene Bubble.
Trotz all dieser Frustration und Trauer über diese beiden Messerattacken sollten wir nicht vergessen, dass viele Muslim:innen, Jüd:innen und Christ:innen zueinander stehen und gerade unter diesen widrigen Umständen versuchen, aufeinander zuzugehen.
Es ist wichtig, dass wir uns als Menschen begegnen – mit all unseren Bedürfnissen, Ängsten, Freuden, Sorgen und Wünschen. Wir alle können in unserem Umfeld mithelfen, dass sich alle Menschen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeiten oder Weltanschauung dieser Gesellschaft zugehörig fühlen – indem man nachfragt, aktiv zuhört, versucht die Verletzungen zu verstehen und einander als Menschen zu akzeptieren.
Berichterstattung vertieft Gräben
Für den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist es wichtig, dass man alle Menschen gleich gewichtet. Es darf nicht sein, dass die einen Menschenleben wichtiger sind als die anderen, wie man bei der Berichterstattung über die Bluttat in Bad Ragaz den Eindruck bekommen konnte.
Wir müssen alles dafür tun, damit sich die Situation nicht weiter verschärft. Es gilt zu verhindern, dass sich Gräben vertiefen, der Kontakt abbricht, und Identitäten nur noch über Gruppenzugehörigkeiten definiert werden.
Nein zu rassistisch oder religiös motivierter Gewalt: Aufruf für Frieden und Toleranz unter den Angehörigen aller Religionen in der Schweiz
Der Schweizerische Rat der Religionen (SCR) verurteilt mit Entschiedenheit jegliche Form von Gewalt und insbesondere solche, die religiös motiviert ist.
Mit grosser Bestürzung hatte der SCR den Vorfall vom 2. März 2024 in Zürich, bei dem ein orthodoxer jüdischer Mann aus antisemitischen Motiven niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde, zur Kenntnis genommen. Diese religiös motivierte Gewalttat ist inakzeptabel und wird von uns auf das Schärfste verurteilt.
Ebenso verurteilen wir den Vorfall vom 20. März 2024 in Bad Ragaz. Während die Untersuchungen der Behörden noch nicht abgeschlossen sind, bezeugte der verletzte Sohn gegenüber den Medien, dass sie aus muslimfeindlichen Gründen angegriffen wurden. In diesem Zusammenhang betont der SCR seine strikte Ablehnung jeglicher Form von Gewalt, die auf religiöser Intoleranz oder Vorurteilen beruht, denn diese hat das Potential zur Gefährdung des religiösen Friedens in der Schweiz.
Unsere Gedanken und Gebete sind in dieser Zeit bei allen Opfern, ihren Familien und den betroffenen Glaubensgemeinschaften. Wir wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung und stehen den Angehörigen in dieser schweren Zeit bei.
Als SCR unterstützen wir aktiv alle Massnahmen zum Schutz aller Religionsangehörigen. Wir glauben fest an die Kraft des Dialogs, der Solidarität und der religiösen Toleranz. In Zeiten wie diesen rufen wir zu Frieden und Toleranz unter den Angehörigen aller Religionen in der Schweiz auf und ermutigen alle Menschen, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die von Respekt, Verständnis und Zusammenarbeit geprägt ist.
Stellungnahme des Schweizerischen Rat der Religionen