Hasskommentare in der Schweiz: Am häufigsten betroffen sind Jüd:innen und Muslim:innen
Hass im Netz ist längst keine Randerscheinung mehr. Wer die Kommentarspalten grosser Schweizer Medien oder Social Media Plattformen liest, stösst schnell auf abwertende, feindselige und diskriminierende Aussagen. Besonders häufig richten sich diese Kommentare gegen zwei Glaubensgemeinschaften: Jüd:innen und Muslim:innen.
Das zeigt auch ein aktueller Bericht im Beobachter. Dort wird deutlich, dass antisemitische und antimuslimische Hassrede in den Kommentarspalten überdurchschnittlich oft vorkommt. Holocaust-Leugnungen, Verschwörungserzählungen oder pauschale Abwertungen gehören dabei ebenso zum Muster wie die Behauptung, Muslim:innen seien eine “Gefahr” oder würden Europa “kolonisieren”.
Diese Beobachtung machen auch wir bei der FIDS tagtäglich. Sobald Themen mit muslimisch gelesenen Personen verbunden werden etwa die Diskussion um Kopftücher in Schulen oder die Debatte um Lehrerinnen mit Kopftuch – kippen die Kommentarspalten schnell. Was mit einer Meinungsäusserung beginnt, schlägt nicht selten in offene Ablehnung und Hass um.
Die Beispiele sind zahlreich: Da wird gefordert, Muslim:innen “abzuschieben” oder gleich alle “rauszuschmeissen”. Frauen mit Kopftuch werden als “Müllsäcke” beschimpft oder als “unhygienisch” verunglimpft. Einzelne Stimmen gehen so weit, einen “Krieg gegen Moslems” heraufzubeschwören. Andere sprechen von einer angeblichen “Islamisierung” Europas und nutzen Begriffe wie “Remigration”, um die Rückführung von Migrant:innen zu fordern. Selbst bei Themen, die überhaupt nichts mit dem Islam zu tun haben – etwa beim sogenannten Facekini in Asien, der als Sonnenschutz dient – schlagen die Kommentare in islamfeindliche Hetze um.
Viele dieser Aussagen bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone. Sie sind nicht immer direkt strafbar, doch sie verstärken ein Klima, das für Betroffene spürbar bedrohlich ist. Der Unterton ist eindeutig: Muslim:innen gehören angeblich nicht dazu, sie sollen verschwinden, ihre Religion wird pauschal als Gefahr dargestellt. Für viele Betroffene bedeutet das Verunsicherung, Angst und das Gefühl, in der Gesellschaft nicht willkommen zu sein.
Wir als FIDS nehmen diese Entwicklung sehr ernst. Denn Hasskommentare sind nicht nur Worte im Netz. Sie wirken in den Alltag hinein, sie schüren Misstrauen und Polarisierung und sie tragen dazu bei, dass Vorurteile salonfähig werden. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene wissen, wo sie Unterstützung finden können.
Hasskommentare im Internet lassen sich über die Plattform reportonlineracism.ch melden, die von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus betrieben wird. Wer speziell von antimuslimischem Rassismus betroffen ist, kann sich direkt an die FIDS wenden. Unsere Anlauf- und Rechtsberatungsstelle bietet vertrauliche und kostenlose Unterstützung, hilft bei der rechtlichen Einordnung und begleitet im Kontakt mit Behörden.
Den gesamten Artikel im Beobachter finden Sie hier.