Fünfmal am Tag innehalten – warum islamische Rituale moderner sind, als viele denken

Achtsamkeit, Dankbarkeit, Detox und gesunde Routinen – diese Begriffe sind in den letzten Jahren zu festen Bestandteilen des öffentlichen Gesprächs über Gesundheit und Wohlbefinden geworden. Angebote für frühe Yoga-Kurse, Meditationsprogramme oder spezielle Fastenchallenges sind beliebt. Was heute unter dem Begriff «Wellness» bekannt ist, ist für Musliminnen und Muslime seit Jahrhunderten fester Bestandteil des Alltags – mit klaren Strukturen, bewährten Ritualen und nachweislich positiven Wirkungen auf Körper und Geist.

1. Struktur im Tag: Gebet als natürlicher Reset

Das fünfmalige Gebet (Salah) ist weit mehr als eine religiöse Pflicht. Psychologisch betrachtet wirken regelmässige Pausen wie kleine Anker im Tagesablauf: Sie senken Stress, unterstützen die Konzentration und fördern das allgemeine Wohlbefinden. Studien zeigen, dass selbst kurze, bewusst genutzte Unterbrechungen die geistige Leistungsfähigkeit steigern und helfen, den Fokus zu bewahren.

Die Gebetszeiten schaffen über den Tag verteilt natürliche „Touchpoints“ mit sich selbst. Dieser Rhythmus hilft, auch in einem hektischen Alltag immer wieder kurz innezuhalten und sich neu auszurichten – ein Prinzip, das in der modernen Achtsamkeitsforschung als wertvoll bestätigt wird.

2. Dankbarkeit – Alhamdulillah in allen Lebenslagen

Dankbarkeit ist ein zentrales Element der islamischen Lebensweise. Das Wort Alhamdulillah bedeutet «Alles Lob gebührt Allah» und wird nicht nur in freudigen Momenten ausgesprochen, sondern auch in Zeiten der Herausforderung. Damit wird anerkannt, dass jede Situation – ob angenehm oder schwierig – Teil eines grösseren Plans ist.

Der Prophet Muhammad ﷺ sagte:

«Wie erstaunlich ist doch die Angelegenheit des Gläubigen! Für ihn gibt es in jeder Angelegenheit etwas Gutes – und das gilt nur für den Gläubigen. Wenn ihm etwas Gutes widerfährt, ist er dankbar, und das ist gut für ihn. Und wenn ihn ein Unglück trifft, ist er geduldig, und das ist gut für ihn.»

(Sahih Muslim, Nr. 2999)

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Dankbarkeit stärkt die Resilienz, verbessert den Schlaf, wirkt stimmungsaufhellend und fördert gesunde soziale Beziehungen. Im Islam ist Dankbarkeit deshalb nicht nur ein inneres Gefühl, sondern eine bewusste, gelebte Handlung – verankert im Gebet, im täglichen Sprachgebrauch und im inneren Dialog.

3. Achtsamkeit beim Essen – eine gelebte Sunnah

Der Prophet Muhammad ﷺ lehrte Masshaltung:

«Der Mensch füllt kein Gefäss schlechter als seinen Magen. Es genügt dem Menschen, ein paar Bissen zu essen, um seinen Rücken gerade zu halten. Wenn er mehr essen muss, dann ein Drittel für Essen, ein Drittel für Wasser und ein Drittel für Luft.»

(Sunan Ibn Mājah, Nr. 3349)

Diese Empfehlung hat heute eine klare wissenschaftliche Grundlage. Wer sich nicht überisst und bewusst Pausen macht, unterstützt die Verdauung, vermeidet Blutzuckerspitzen und reduziert das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das „ein Drittel Wasser“ entspricht zudem modernen Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr – für die meisten Erwachsenen zwischen zwei und drei Litern pro Tag, verteilt über Mahlzeiten und Zwischenzeiten.

Gemeinsam zu essen ist im Islam ausdrücklich empfohlen. Studien belegen: Wer regelmässig mit anderen am Tisch sitzt, pflegt engere soziale Bindungen, isst bewusster und kommuniziert mehr. Übertragen auf die heutige Zeit bedeutet das: sich bewusst Zeit zu nehmen, das Smartphone beiseitezulegen und sich nach einem anstrengenden Tag am Familientisch auszutauschen. Diese Esskultur stärkt Beziehungen, fördert Achtsamkeit – und bringt, wie der Prophet ﷺ sagte, besonderen Segen (barakah) in das Essen.

4. Wudu – mehr als körperliche Reinigung

Die rituelle Waschung (Wudu) vor dem Gebet ist ein fest verankerter Bestandteil islamischer Praxis. Neben der spirituellen Bedeutung hat Wudu auch nachweisbare gesundheitliche Vorteile: Die Waschung regt die Durchblutung an, wirkt erfrischend, stärkt die Konzentration und kann wie ein kurzer mentaler Reset wirken.

Auffällig ist, dass Allah für diesen Reinigungsritus bewusst Wasser bestimmt hat – und nicht ein anderes Element. Wasser wird im Qur’an mehrfach als lebensspendend beschrieben, und moderne Forschung zeigt, dass Wasser mehr ist als nur H₂O. Der japanische Wissenschaftler Masaru Emoto dokumentierte mithilfe hochauflösender Fotografie, dass Wasserstrukturen auf äussere Einflüsse reagieren:

–>Positive Worte wie “Liebe” oder “Dankbarkeit” formten harmonische, symmetrische Kristalle.

–>Negative Worte führten zu unregelmässigen, gestörten Formen.

–>Auch Absicht und Aufmerksamkeit veränderten die Struktur: Wasser, das mit positiven Gedanken oder Gebeten in Berührung kam, zeigte deutliche Qualitätsverbesserungen.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen, warum die Absicht (Niyyah) beim Wudu so entscheidend ist: Die innere Haltung formt die Erfahrung. Wer mit dem Ziel der Reinigung – innerlich wie äusserlich – zum Wasser tritt, erlebt Wudu nicht nur als Pflicht, sondern als bewusste, stärkende Handlung, die Herz und Geist beruhigt.

Viele Elemente, die heute als moderne Wellness-Trends gelten, sind im Islam seit Jahrhunderten fest verankert. Ob Achtsamkeit, Fasten, Dankbarkeit, gemeinsames Essen oder bewusste Pausen – islamische Rituale verbinden spirituelle Tiefe mit nachgewiesenen Vorteilen für die körperliche und mentale Gesundheit. Diese Praktiken zeigen, wie eng Glaube und ganzheitliches Wohlbefinden miteinander verbunden sind.