Burkini in Schweizer Schwimmbädern: Fakten vs. Mythen

Der Sommer 2025 macht gerade eine kleine Verschnaufpause – und vielleicht ist das genau der richtige Zeitpunkt, ein altbekanntes, oft hitzig geführtes Thema wieder aufzugreifen: Burkinis in öffentlichen Bädern. Der Basler SVP-Einwohnerrat Csaba Zvekan fordert per Motion die Einführung eines Burkini-Verbots, und auch Nationalrat Andreas Glarner veröffentlichte ein Foto auf X mit dem Kommentar, Burkinis seien „absolut unhygienisch“. Diese Diskussion bietet Anlass, das Thema sachlich zu betrachten und auf wissenschaftliche Fakten zu stützen.

Hygiene und Baderegeln

Die Flemish Care and Health Agency hat bereits 2017 untersucht, ob Burkinis ein Hygieneproblem darstellen. Das Ergebnis: Kein Unterschied zu anderer Badebekleidung, sofern sie aus für Schwimmbäder geeignetem Material besteht und sauber getragen wird. Burkinis können sogar Vorteile bringen:

  • Weniger Rückstände im Wasser: Die Abdeckung reduziert den Eintrag von Sonnencreme, Körperöl oder Make-up – ein bekannter Belastungsfaktor für Schwimmbecken.
  • Bessere Haarabdeckung: Viele Burkini-Modelle bedecken das Haar und verhindern so, dass lose Haare ins Wasser gelangen.
  • Schutz empfindlicher Haut: Die Abdeckung reduziert die direkte Sonneneinstrahlung und bietet so Vorteile für Menschen mit empfindlicher Haut oder Sonnenallergien.

Die Hygienestandards in Schweizer Schwimmbädern setzen auf regelmässige Reinigung, Wasseraufbereitung und Chlorung, um Keime zu neutralisieren. Das Tragen eines Burkinis erfüllt diese Standards ebenso wie das Tragen eines Badeanzugs oder Bikinis.

Inklusion und kulturelle Vielfalt

Das Argument, Burkinis würden „nicht zu unserer Kultur“ gehören, greift zu kurz. Unterschiedliche Formen von Badebekleidung sind längst Teil der Realität: Orthodoxe jüdische Frauen tragen seit Jahren modeste Badebekleidung in öffentlichen Anlagen wie dem Zürcher Seebad Enge oder der Zürcher Frauen-Badi. Auch in sozialen Medien berichten Frauen unterschiedlicher Herkunft über positive Erfahrungen mit modester Bademode.

Dies wirft eine grundlegende Frage auf: Definiert sich Kultur über die Menge Stoff, die jemand im Wasser trägt, oder über die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie man baden geht?

Körperbilder und Zugang zum Schwimmen

Gesellschaftlicher Schönheitsdruck führt dazu, dass manche Frauen Schwimmbäder meiden – nicht nur aus religiösen oder kulturellen Gründen, sondern auch aus Unsicherheit über den eigenen Körper. Wie die Journalistin Rosanna Grüter festhält: „Ich habe Freundinnen – und du sicher auch –, die würden zum Beispiel niemals in die Badi gehen. Nie, auch nicht bei 40 Grad im Schatten. Weil sie glauben, sie hätten dafür nicht die richtige Figur.“

Ein Burkini kann hier eine inklusive Lösung sein: Er ermöglicht Frauen – unabhängig von Religion, Körperform, Narben oder individuellen Vorlieben – den Zugang zum Schwimmen und zur Erholung im Wasser. Er schafft Wahlfreiheit und fördert Selbstbestimmung.

Fazit und Empfehlung

Burkinis sind aus hygienischer Sicht unproblematisch und können dazu beitragen, den Zugang zu Schwimmbädern für unterschiedliche Gruppen von Frauen zu erleichtern. Die aktuelle Diskussion wirkt wie Symbolpolitik, die sich an muslimischen Frauen abarbeitet und Hygiene als Vorwand nutzt. Das eigentliche Problem ist nicht das Kleidungsstück, sondern die Ablehnung gegenüber muslimischen Frauen als Teil unserer Gesellschaft.

FIDS setzt sich dafür ein, dass Schwimmbäder, Schulen und Schwimmunterricht offen für alle sind – auch für Frauen und Mädchen im Burkini. Wir wünschen uns einen offenen Dialog anstelle von Ausgrenzung, sowie die Bereitschaft, Vielfalt zu akzeptieren. Burkinis sind längst Teil des Alltags und an vielen Orten erhältlich. Sie stehen für Selbstbestimmung und Teilhabe und sollten kein politisches Streitthema sein, sondern eine selbstverständliche Option für alle, die gerne baden gehen möchten.