Antimuslimischer Rassismus in der Schweiz: Erste umfassende Studie

«Antimuslimischer Rassismus ist kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem»

Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) hat das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg mit der ersten umfassenden Studie zu antimuslimischem Rassismus in der Schweiz beauftragt. Die Untersuchung analysiert sowohl theoretische Grundlagen als auch konkrete Erfahrungen betroffener Personen und ergänzt die bestehende Forschung der FRB zu Rassismus in der Schweiz. Die Studie gibt uns einen breiten Überblick und trägt Erkenntnisse aus 200 wissenschaftlichen Studien und 50 Interviews zusammen.

👉 Die vollständige Studie mit allen Empfehlungen der FRB kann hier nachgelesen werden: https://www.edi.admin.ch/edi/de/home/fachstellen/frb/publikationen/grundlagenstudie-amr.html

Antimuslimischer Rassismus: Ein allgegenwärtiges Problem

Antimuslimischer Rassismus äussert sich in abwertenden Denkmustern und Handlungen gegenüber Musliminnen, Muslimen und muslimisch wahrgenommenen Personen. Er betrifft in der Schweiz alle Lebensbereiche:

📌Von 2471 Musliminnen und Muslimen, die Diskriminierung wahrnahmen, meldete dies nur eine einzige Person. Diese alarmierende Zahl zeigt, dass es eine enorme Dunkelziffer gibt.

„Vielen Betroffenen fehlt das Vertrauen, Hilfe bei Institutionen zu holen, weil sie Angst haben, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden“, sagt Marianne Helfer, Leiterin der Fachstelle für Rassismusbekämpfung beim Bund, die diese Studie in Auftrag gegeben hat.

FIDS fordert mehr Unterstützung für Betroffene

Als Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS) sehen wir diese Zahlen mit grosser Besorgnis. Wir wissen aus unzähligen Gesprächen mit unserer Community, dass islamfeindliche Vorfälle täglich passieren. Viele erleben Diskriminierung am Arbeitsplatz, in Schulen oder im öffentlichen Raum, doch sie melden es nicht. Das müssen wir ändern.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Muslim:innen in der Schweiz eine Anlaufstelle haben, die sie ernst nimmt und aktiv unterstützt. Wir möchten:

  • Eine eigene Beratungsstelle: Wir wollen einen Ort schaffen, an den sich Betroffene direkt wenden können, um sofort Hilfe zu erhalten.
  • Sensibilisierung an Schulen: Diskriminierung gegen muslimische Kinder muss aktiv bekämpft werden.
  • Aufklärung in Medien & Politik: Islamfeindlichkeit darf nicht bagatellisiert werden – Medien und Entscheidungsträger:innen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.
  • Stärkung von Moscheen und muslimischen Organisationen: Sie sollen nicht nur religiöse Zentren sein, sondern auch Orte, an denen Muslim:innen geschützt und unterstützt werden.
  • Empowerment junger Muslim:innen: Junge Menschen sollen in einer Gesellschaft aufwachsen, in der sie sich ohne Angst vor Diskriminierung entfalten können.

Empfehlungen der Studie zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus

Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) hat in ihrer Studie mehrere Empfehlungen formuliert, um antimuslimischen Rassismus systematisch zu bekämpfen. Wir als FIDS werden uns im Jahr 2025 besonders auf folgende Punkte fokussieren:

1. Datenlücken schliessen, Monitoring und Beratung ausbauen

Es ist notwendig, Diskriminierungsfälle verstärkt zu erfassen und systematisch zu dokumentieren. Beratungsstellen sollten mit ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet werden, um ihre Angebote besser bekannt zu machen und niedrigschwellig zugänglich zu gestalten.

2. Sensibilisierung in Medien und Politik fördern

Medienschaffende sollten ihre Berichterstattung kritisch hinterfragen und darauf achten, kulturalisierende oder polarisierende Darstellungen zu vermeiden. Redaktionen sollten vielfältige Perspektiven sichtbar machen und sicherstellen, dass die Zusammensetzung der Teams die gesellschaftliche Diversität widerspiegelt.

3. Rassismuskritische Bildungsarbeit fördern

Rassismusprävention sollte stärker in den schulischen Lehrplan integriert und verbindlich verankert werden. Bewährte Methoden und erfolgreiche Ansätze im Umgang mit Rassismus in Bildungseinrichtungen sollten dokumentiert und landesweit zugänglich gemacht werden.

Fazit: Jetzt ist Handeln gefragt

Antimuslimischer Rassismus ist eine gesellschaftliche Realität, die nicht ignoriert werden darf. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich: Es braucht mehr Sichtbarkeit, mehr Anlaufstellen und vor allem mehr Druck auf Politik und Institutionen, um Diskriminierung gegen Muslim:innen in der Schweiz entschieden entgegenzutreten.

📌Als FIDS werden wir weiterhin alles daran setzen, Betroffenen eine Stimme zu geben und konkrete Lösungen voranzutreiben. Jetzt ist die Zeit zu handeln.